Der Wohnprojektetag – eine Werkstatt

Die Veranstalter ziehen ihr Fazit nach dem Wohnprojektetag. Bei der Begrüßung am 10. Juni wurde auch das Kooperationsprojekt WohnPortal Köln-Bonn kurz erwähnt.

Hier folgen Auszüge aus dem Bericht von Calvin Kliemann für die MitStadtZentrale :

Suffizienz als Leitwert

Die Grundlage für Überlegungen aller mit dem Bauen Beschäftigten sollten die Dimensionen Nachhaltigkeit, Teilhabe und Eigenart sein. Dieser Denklogik folgend, führte der Vortrag von Bettina Noesser (Architektin und Mitgründerin des Vereins STADTRAUM 5und4) durch die Planungsüberlegungen und macht dabei insbesondere zwei Dinge deutlich:

Die erforderliche Nachhaltigkeit lässt sich ohne ein anderes Verständnis des Erforderlichen nicht erreichen. Suffizienz, also die Besinnung auf das Benötigte, nicht das Machbare, ist die Grundlage dafür, dass Effizienz und Konsistenz ihre Wirkung entfalten können. Mit anderen Worten: Bessere Lösungen helfen nur dann, wenn sie uns glücklich machen.

Das „neuen Bauen“ ist nicht das Alte mit mehr Dämmstoff und mehr Technik, sondern ein anderes Bauen in vielen Dimensionen. Dabei geht es vor allem um neu gedachte Grundrisse, Nutzungsteilungen und Nutzungsflexibilitäten. Technik kann diese Prozesse unterstützen, sollte aber nicht im Mittelpunkt stehen. Wiederverwendung von lokalen Materialien schafft weiteren Mehrwert.

Ergebnis solcher Überlegungen sind nicht nur ökologisch gute Gebäude, sondern Projekte mit hoher sozialer und ästhetischer Qualität. Gemeinschaftliche Wohnprojekte sind besonders geeignet, diesen neuen Weg vorzuzeichnen.

Bedürfnisse verstehen

Im Workshop der Soziologin Dr. Katrin Hater ging es vor allem darum, einander zuzuhören und daraus ein tiefes Verständnis zu entwickeln. Hater betreut seit über 20 Jahren gemeinschaftliche Bau- und Wohnprojekte. Sobald mehr als 18 Menschen zusammenkommen, kann es schwierig werden, meint Hater.

Am Anfang steht dabei die Frage: Was ist für dich wichtig? Danach sollte zugehört werden. Im Workshop auf dem Wohnprojektetag wurde genau das beispielhaft gemacht. Eine Konversation zwischen 25 Teilnehmern und Teilnehmerinnern wurde von Hater moderiert.

 Darüber hinaus gab sie Interessante Hinweise, wie Konsensfindung konstruktiv stattfinden kann. Wichtig sei auch der Spaß an der Sache. Die Entwicklung einer gemeinschaftlichen Vision mit konkreten Zielen kann dabei die Basis für ein harmonisches Miteinander bilden. Materialien des Workshops stehen auf dieser Seite zur Verfügung. Ein weiterer Workshop in der zweiten Jahreshälfte ist geplant.

So denkt Köln über Wohnprojekte

Zum Abschluss der Veranstaltung moderierte Frank Deja (Köln kann auch anders) eine Podiumsdiskussion mit Sascha Gajewski und Almut Skriver von der MitStadtZentrale, Berater Anno Kluß, Ingenieur Jörg vom Stein sowie den Referentinnen Claudia Theissen und Bettina Noesser.

Dazu wurden noch viele Stimmen aus dem Publikum eingeholt, z. B: Welche Verantwortung haben Wohnprojekte? Was ist mit Gated Communities? Wie sollten Städte mit Wohnprojekten umgehen? In der einstündigen Diskussion wurde schnell klar: Die Antworten auf diese Fragen sind manchmal einfach, meistens aber nicht. Was aber der großen Lust, Dinge selbst in die Hand zu nehmen, keinen Abbruch tut. 

Die MitStadtZentrale und die vielen aktiv an der Vorbereitung und Gestaltung Beteiligten freut sich schon, am 16. März 2024 die Diskussion im Rahmen des 10. Kölner Wohnprojektetages wieder aufzunehmen.

(dieser Bericht von Calvin Kliemann wurde am 22.6. auf der Seite der MitStadtZentrale veröffentlicht; leicht gekürzt und redaktionell bearbeitet von K.Battke)

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